lmmigration und ,,Staatsdenken“
Abstract
Migration, ein universelles Phänomen, wird immer im Rahmen einer lokalen Einheit gedacht und, was uns betrifft, im Rahmen des Nationalstaats. Universalität des Objekts bedeutet auch Universalität der Kategorien, mittels derer wir dieses Objekt definieren. Obwohl die Situationen äußerst verschieden sind und es in Raum und Zeit stark variiert, weist das Phänomen der Emigration-Immigration Konstanten auf, das heißt (soziale, ökonomische, rechtliche und politische) Charakteristika die sich überall in seiner Geschichte wiederfinden lassen. Diese Konstanten sind eine Art irreduzibler gemeinsamer Boden, das Ergebnis und zugleich die Objektivierung des ,,Staatsdenkens“, dass heißt einer Form des Denkens, die durch ihre eigenen (geistigen) Strukturen die Strukturen des Staats widerspiegelt und so einen Körper formt. Wir denken die Immigration (und allgemeiner, unsere gesamte soziale und politische Welt) in sozialen, ökonomischen, kulturellen und ethischen Kategorien – wobei der Stellenwert, den die Moral in der Wahrnehmung des Phänomens der Immigration einnimmt, nicht genug hervorgehoben werden kann. Um es klar zu sagen, diese Kategorien sind politische Kategorien, das heißt, es handelt sich sicher und objektiv (also unwissentlich und folglich unabhängig von unserem Willen) um nationale, ja sogar nationalistische Kategorien. Die Strukturen unseres banalsten politischen Verständnisses, das sich spontan in unsere Weltsicht übersetzt, diese größtenteils ausmacht und zugleich ihr Produkt ist, sind eigentlich ,,nationale“ Strukturen. Und als solche entfalten sie auch ihre Wirkung. Es sind strukturierte Strukturen in dem Sinne, dass sie sozial und historisch determinierte Ergebnisse sind. Strukturierende Strukturen sind es, weil sie unsere Vorstellung der Welt vorherbestimmen und organisieren und damit auch diese Welt selbst.